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Kopfrock, Erleuchtet?

Aktualisiert: 16. Feb. 2022

Unterwegs, ins Licht oder so




Wäre ich erleuchtet, was würde mich an einem Erdenleben halten?

Bin ich nicht erleuchtet, warum ist mein Bestreben, eben diese Erleuchtung zu erreichen?

Würde mich nichts mehr an meinem Erdenleben halten, würde ich zwangsläufig sterben, wäre ich erleuchtet.

So muss ich auf vieles verzichten, wenn ich eine Erleuchtung anstrebe.

Wie ist es, wenn ich Familie habe? Zwei Kinder und eine Ehefrau? Mir scheint, es wäre bedeutend einfacher, Erleuchtung zu erlangen, wäre ich allein. Mir scheint, es ist schwierig, richtig zu handeln, wenn man eine Familie, Frau und Kinder hat.

So wird ein ungebundener Mönch viel schneller zu einer Erleuchtung kommen, als ich. So scheint es mir jedenfalls, wenn ich sage, das ist nicht fair.


Wieso?


Ich werde viel mehr Fehler begehen können als der Mönch, der auf niemanden Rücksicht nehmen muss.


Es gibt doch keine Fehler!


So scheint mir, wird es schwierig sein für mich, wenn ich meinem Kind sage, es habe genug Süßes gegessen und mein Kind zu weinen beginnt. Es stellt meine Vaterqualität infrage, indem es meint: „Papa, du bist ein böser Papa und ich mag dich nicht!“

Dies ist ein lächerliches Beispiel, dass ich noch nie erlebt habe und die Beispiele mögen komplizierter werden, da wir in unserer kleinen Gemeinschaft Ansprüche stellen und Ansprüche oft in Enttäuschungen enden.

So scheint, dass ich viele Fehler begehen kann, denen ein Mönch nicht ausgesetzt ist.

Der Mönch, so scheint es mir, kann sich voll und ganz auf sich selber konzentrieren und wird anspruchslos dahin meditieren können, ohne dass Ansprüche an ihn gestellt werden.

So finde ich das nicht fair. In meiner geistigen Entwicklung liegt doch ein Haufen Bürden, mit denen ich dealen muss und die Hilfe erscheint mir leider sehr spärlich. So entscheide ich in bester Absicht, ohne zu wissen, ob es die besten sind. In meiner Unsicherheit, das Richtige zu tun, wird sich immer die Frage stellen: War jetzt diese Entscheidung die richtige oder hätte es tausend bessere gegeben?

Strebe ich nun eine Erleuchtung an, wird es das Beste sein, meine Familie zu verlassen und in ein Kloster in Tibet zu ziehen.

So, scheint mir, habe ich gleiche Bedingungen wie der Mönch - nur zu welchem Preis?

Mir scheint, das alles geht nicht mit fairen Dingen einher und unser Erstreben sei doch Liebe.

Und LIEBE, so scheint mir jedenfalls, ist fair.

Und wo ist bei dieser Gleichung Fairness zu finden?

So wäre es doch genau das, was mich an einem Erdenleben halten würde!

Die Liebe!

Wäre es die Liebe zu einer Sache?

Zu der bedingungslosen Schönheit der Natur, der Pusteblume, in die wir gestern herzhaft hineingeblasen haben, deren Samen sich in der Luft verteilten, während wir beobachteten, wie sie zur Erde schwebten? Diese Liebe sehe ich schon jetzt und hat nicht mit Erleuchtung zu tun, so meine ich, was wäre ich denn für ein Mensch?

Die Liebe zu meiner Frau! Auch wenn sie in meinem jetzigen Sein noch nicht bedingungslos ist, oder doch? So würde mich die Liebe zu meiner Frau am Erdenleben festhalten lassen, ohne den Zwang, eine Gewohnheit zu verlieren.

Die Liebe zu meinen Kindern! Neben der Liebe zu meiner Frau ist die Liebe zu meinen Kindern das Höchste. Ich gebe ihnen alle Liebe, die ich aufbringen kann.

So scheint mir, ich müsse auf die Liebe zu meiner Familie verzichten, um eine Erleuchtung zu finden. Dann will ich nie im Leben eine Erleuchtung finden und nehme mir alle Zeit, die das Universum mir bieten kann, um am Erdenleben festzuhalten.

Lieber Mönch, ohne den Eindruck eines Wettlaufes erwecken zu wollen, geht es nicht um ein Gewinnen, sondern eher um den Gewinn, den wir alle, auf die eine oder andere Weise, haben werden.


So scheint es mir, habe ich meine Erleuchtung schon lange gefunden.


So scheint es, habe ich es erst jetzt bemerkt …




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