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Kopfrock, Ikarus

Aktualisiert: 22. Feb. 2022

Leseprobe 1, (UNTERWEGS, ins Licht oder so).



Ich träume und sehe die Welt von oben. Ich fliege und fühle den Auftrieb der Luft.

Schwenke ich meinen rechten Arm nach oben fliege ich eine Linkskurve und presse ich beide Arme gegen den Körper fliege ich schneller und schneller ...

Das ist ein schönes Gefühl, ich möchte es nicht mehr missen und so fliege ich weiter.

Ich fliege über eine Blumenwiese im Tiefflug. Rechtskurve, ziehe hoch und wider runter, im letzten Moment abfangen und nochmals die schnelle Rechte. Ich rieche und fühle die Blumen unter mir in dieser schnellen Rechtskurve. Meine Fingerspitzen berühren das Gras

und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als das, was ich gerade tue. Fliegen ohne Flugzeug nur mit meinem Körper.

Es stellt sich mir die Frage, wie weit ich kommen würde? Wie hoch und wie schnell ich fliegen könnte.

Ich sollte das ausprobieren und ich fliege Richtung Himmel hoch. Dort sehe ich einen Vogel, der ist viel höher als ich und ich möchte auch so weit oben fliegen wie er.

Meine Kräfte schwinden und ich merke, wie sich mein Körper langsam schlaff anfühlt. Dennoch! Ich werde es schaffen, so weit nach oben zu kommen. Der Vogel ist immer noch weit entfernt, aber ich kann genau erkennen, dass mich der Vogel beobachtet. Mein ganzer Körper brennt und ich kann eigentlich gar nicht mehr. Trotzdem! Ich werde es schaffen! Ich werde dieselbe Flughöhe erreichen wie der Vogel!

Da sehe ich den Vogel plötzlich ganz nahe unter mir schweben und ich bin froh. Ich bin mit meinen Kräften am Ende. Ich lasse mich vom Wind tragen, um Kraft zu sparen.

Langsam fühle ich wie mein Bewusstsein schwinden, ich habe keine Kraft mehr.


Ich werde sterben.


„Ja! Jaa! Wer ist da?“

„Du? Neben mir? Wer bist du?“

„Du fliegst sehr schlecht.“ Kam die Antwort.

„Du fliegst sehr schlecht, du brauchst zu viel Energie. Man könnte denken, du flögest zum ersten Mal.“

Ich erkenne verschwommen einen Vogel, der neben mir fliegt. Ich schaue nach unten und sehe wie ich auf den Boden zu rase.

„Falle ich?“ Fragte ich.

„Ja. Du fällst.“

„Wieso falle ich?“

„Weil du nicht fliegen kannst.“

„Wer bist du?“

„Alle nennen mich Ikarus.“

„War das nicht ein Junge, der mit künstlichen Flügeln zu nahe an der Sonne geflogen ist? Wie der Mythos besagt?“

„Genau. Eigentlich würde dieser Name zu dir passen.“

„Wieso denkst du das? Bin ich zu nahe an der Sonne geflogen?“

„Du warst weit weg von der Sonne und doch viel zu hoch.“


So befand ich mich im freien Fall und sprach seelenruhig mit Ikarus, dem Falken, den ich an Flughöhe überbieten wollte und werde bald auf dem Boden aufschlagen. Schöne Geschichte hier, mit dem Fliegen. Hat es doch so gut begonnen und sich so schön angefühlt. Was soll ich nur tun?


„Ikarus! Ikarus! Ich werde sterben!“

„Nein.“

„Aber was soll ich tun?“

„Du solltest lernen, zu fliegen.“


„Und bitte denke immer daran: Je höher du fliegst, umso weiter wirst du fallen. Darum gehe es langsam an. Gehe in kleinen Schritten vorwärts, dass du nicht zu tief fällst, wenn du fällst, oder dich auffangen kannst. Je schneller, je höher, umso tiefer fällst du. Teile dir deine Kräfte gut ein und mache dich stark. Sodass du weiter fliegen kannst, ohne zu fallen,

auch, wenn ein Sturm aufkommt.

Und jetzt. … Flieg weiter …“


Ich schoss mit voller Energie, kurz vor dem Aufprall, den Wellen des Meeres entlang. Ich fühlte, wie die Kraft in mir wuchs und mich zur geballten Ladung Dynamit werden ließ.

Unbegrenzte Power machten sich breit. Ich schaute Richtung Sonne, blinzelte und sagte sanft:


„Eines Tages …“


„Danke Ikarus!“



Was für ein Traum …







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